„Ein ein aus aus aus aus“. Das bewusste Atmen hält eine Frau am Laufen und auch ein wenig in ihrem Leben, wo doch eine große Erschütterung stattgefunden hat: Der Tod des geliebten Partners. In einem inneren Monolog, der ausschließlich auf ihrer Laufstrecke stattfindet, joggt die Protagonistin des kleinen Romans „Laufen“ von Isabel Bogdan zurück zu sich selbst. Die Wohnung gehört langsam wieder ihr, die Dinge finden wieder den rechten Ort in ihrem Leben. Vor allem die beste Freundin Rike steht für bedingungslosen, unkomplizierten Rückhalt. Die Regelmäßigkeit der Proben im Orchester und die Treffen mit dem Streichquartett sind für die Bratschistin die unhinterfragten Stützen ihres Alltags.
Sie denkt nach- vor allem über ihren Umgang mit dem Tod, mit ihren Schuldgefühlen (was hätte sie tun können, tun müssen?), mit ihrem Leben mit ihm und darüber, was sie nun mit dem ihrem anstellen soll. Das Laufen wird ihr immer leichter, ganz so wie auch ihre Gedanken immer leichter werden. So weitet sich der Raum des Denkens vom Kreisen um den Mann immer mehr zu anderen Themen bis zuletzt sogar zu einer möglichen neuen Beziehung.
Ich habe das Büchlein sehr gerne gelesen- ein Kriterium ist für mich immer, ob ich den Eindruck habe, dass in der Länge des Buches alles gesagt ist, ohne zu lange zu sein. Sprache und Gedanken sind für mich hier stimmig verwoben. Nichts ist unnötig in die Länge gezogen und ich vermisse auch nichts. Das Buch hat den Rhythmus des Laufens mit dem Trauerprozess gekoppelt und mir einige Stunden Nachdenken über den Tod geliebter Menschen und die Heilkraft des Laufens beschert.
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