Nein, so sehen keine Helden aus, in die man sich eben so verliebt. Polza Manzini, die viel zu schwere Hauptfigur der Graphic Novel stößt einen ab. Immer mehr verwahrlost er, gibt sich dem Alkohol hin, lebt in den Wäldern und wird wegen Mordes verhört. Er ist auf der Suche nach dem “Blast“, einer Art Schwebezustand, die ihn von seinem täglichen Dahinwesen erlöst. Er ekelt sich vor sich selbst und will seinem immer mehr stinkenden, dicken Körper entrinnen. Und zwischendrin bringt er tiefgründige, geschliffene Sätze.
Manzini hat auch etwas sehr Rührendes, etwas kindlich Verletztes- gerade wenn seine großen Augen traurig aus den Bildern schauen. So ist man stets im Zwiespalt, was man von dieser Hauptfigur halten soll. Ist er doch nur ein Verzweifelter, Suchender auf der Flucht? Hat er etwas verbrochen oder läuft er nur seiner glücklosen, eher ärmlichen Vergangenheit und dem kürzlich verstorbenen Vater davon?
Dazu gibt es natürlich im ersten Band der auf vier Bände angelegten Geschichte noch keine Lösung. Wir finden uns vielmehr in die Situation Manzinis ein- wie er im Wald auf eine Gruppe ebenfalls am Rande der Gesellschaft Lebender trifft, die ihn prompt zu sich aufnehmen würde. Und wie er von Jugendlichen mit Steinen beworfen wird, einfach so, weil er ihnen ausreichend hilflos erscheint. Gut kann man sich durch die Geschehnisse und Bilder vorstellen, wie es einem gehen mag, der sich so ins Abseits gebracht hat.
Die Graphic Novel ist fast ausschließlich in schwarz-weißer Tinte gezeichnet, nur ganz kurz leuchten Kinderzeichnungen im Hintergrund zweier Bilder auf. Larcenet zeichnet locker, gekonnt, ausdrucksstark. Er hält die Bilder relativ schlicht, Traurigkeit und Einsamkeit finden so eine gute zeichnerische Entsprechung. Oft braucht es auch keine Worte, die Bilder sagen genug.
Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird, welche Charakterzüge der vielschichtigen Figur Manzinis besonders hervortreten werden.
Der Autor war übrigens ein Tipp einer älteren Dame in der Regensburger Stadtbücherei. Das hat mich besonders gefreut, weil ich oft den Eindruck habe, dass sich ältere Leser nicht recht mit den meist für minderwertig empfundenen „Comics“ auseinandersetzen wollen. Ein Fehler- in dieser ganz eigenen Kunstform gibt es so viel Tiefgründiges zu entdecken! Ein Glück, dass das manche Stadtbüchereien und Buchhandlungen mittlerweile verstanden haben!
Reprodukt, 29 Euro
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