Zwei Freundinnen, die sich jedes Jahr wieder treffen. Eine Mutter, die mit einem Schmerz kämpft, der sie von allen trennt. Und eine Geschichte vom Erwachsenwerden.
Schon vor ein paar Jahren habe ich „Ein Sommer am See“ gelesen. Ich hatte noch in Erinnerung, dass ich die Geschichte stimmig, interessant und sehr sommerlich fand. Das Wiederlesen hat das bestätigt.
Eine Geschichte übers Erwachsenwerden
Rose ist jeden Sommer mit ihren Eltern an einem See. In diesen Urlauben trifft sie jedes Mal die etwas jüngere Windy, die mit ihrer Mutter ebenfalls Urlaub auf dem Land macht. Doch in diesem Sommer ist alles ein wenig anders. Rose interessiert sich jetzt für die großen Teenager, die vor Ort wohnen. Sie beobachtet, wie sich erste Beziehungen und Dramen abspielen und verliebt sich ein bisschen in einen der großen Jungen vom Ort. Windy kann mit solchen Dingen noch nichts anfangen. Und Rose leidet darunter, dass ihre Mutter so wenig präsent ist. Zu sehr beschäftigt diese, dass sie kein weiteres Kind bekommen konnte.
Eindrucksvolle Bilder, blau und grau
In dieser Graphic Novel, die ganz in Grautöne und Indigo gehalten ist, steckt jede Menge Leben. Teils überspannen die Bilder eine ganze Seite. Ganz leicht kommt der Zeichenstil Jillian Tamakis daher, wo dann doch viel mehr Tiefe und auch Trauriges ist als es auf den ersten Blick erscheint. Sie und ihre Cousine Mariko Tamaki wurden für das Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis vorgeschlagen.
„Ein Sommer am See“ vermittelt ein fast greifbares Sommergefühl mit viel Freiheit und Zeit und zeigt auch, wie verunsichernd es ist, erwachsen zu werden. Alle Figuren haben viel Charakter- Rose Mutter ist traurig und abwesend. Windy ist selbstbewusst und kindlich, Rose ein verunsicherter Teenager. Windys Mutter macht Yoga und stärkt ihre Adoptivtochter, wo sie nur kann.
Aus dem Leben gegriffen
Ganz wie im echten Leben hat die Geschichte keinen Anfang oder ein klares Ende jenseits vom rein zeitlichen Beginn und Ende des Urlaubs. Die Themen, die die Figuren beschäftigen, werden auch weiter bei ihnen sein. Dass es keine klaren Antworten gibt, macht diese Sommergeschichte so reizvoll. Lauter Leben, in kleinen Aufnahmen eingefangen. Ich habe mich zurückversetzt gefühlt in Zeiten erster Urlaubsschwärmereien. Das Buch erinnert mich lebendig an die langen Urlaubstage mit neu gewonnenen Freundschaften, die leider die Rückkehr nach Hause nie lange überstanden haben. So wirkt es für mich sehr aus dem Leben gegriffen und ich meine die Seestimmung von vor vielen Jahren noch jetzt ein bisschen nachzuspüren.
Reprodukt, 9,90 Euro
Dieses Buch wurde mir kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache hat keine Auswirkung auf meine Bewertung.
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