Einen Monat auf einer Insel überleben- dieses Initiationsritual muss jeder Jugendliche in Max de Radigués Graphic Novel bestehen. So war es von Alters her, so soll es auch für Stig und Tilde sein. Die Gepflogenheiten haben sich über die Jahre geändert, heutzutage braucht es für die Teilzeitinsulaner nicht mehr die großen Überlebensfähigkeiten. Angedacht ist ein „Überlebenscamp light“, ein nettes Ferienlager. Das ist zumindest der Plan, der natürlich gründlich schief geht…

Auf der Anfahrt verlieren die Zwillinge die Kontrolle über ihr kleines Motorboot und langen auf der falschen Insel an. Dort sind sie allein. Oder zumindest glauben sie das zu Beginn. Während Stig das Boot repariert, erkundet Tilde auf der Suche nach Essbarem die Insel und stößt dabei auf Übernatürliches.

Eine spannende Bettlektüre war mir die Graphic Novel, die an ein gegenwärtiges Robinson Crusoe Abenteuer mit einem surrealen Touch erinnert. Sehr plötzlich fallen die Teenager aus ihren modernen Leben und finden sich in einer archaisch anmutenden Welt wieder. Angedeutet ist das Rohe, Urtümliche auf fast jeder Seite durch die rote Axt, die die beiden stets dabei haben.

Von der Zivilisation ins nackte, archaische Überleben

Hier geht es ums Überleben, darum Fähigkeiten jenseits der Zivilisation zu entwickeln. Für Liebhaber einsamer Wanderungen auch heute ein gar nicht so unrealistisches Szenario. Wenn etwas schief geht, kann man von einem Moment auf den nächsten schutzlos in einem Wald stehen und nicht mehr weiter wissen. Dieser Grusel allein reicht dem Autor allerdings nicht- ein bisschen Spuk muss schon sein.

Das Büchlein liest sich sehr flott- ständig bleibt die Handlung im Hintergrund bedrohlich und spannend ohne zu finster zu sein. Die Beziehung der Geschwister ist nicht unproblematisch, aber wenns drauf ankommt halten die beiden zusammen.

Ein Abenteuer im zeichnerischen Stil von Tim und Struppi

Soeben habe ich dazugelernt, dass es sich um eine Graphic Novel im Ligne Claire (zu deutsch: „Klare Linie“) Stil handelt. Das bedeutet, dass wir klare Umrisse und flächige Bilder haben. Allein ein kleiner Farbunterschied deutet Schatten auf den Bildern an. Hergé hat mit seinen Abenteuern von Tim und Struppi ebenfalls auf diese Weise gezeichnt. Das ist gut und klar anzusehen- nichts lenkt von der Handlung ab, die flott vorangetrieben wird. Auch die Druckschrift ist klar und wirkt handgeschrieben.

Das Abenteuer der Zwillinge ist auf drei Bände angelegt und wird für Jugendliche ab 10 Jahren empfohlen. Die nächsten beiden Bände sollen bald auf deutsch erscheinen.

Reprodukt, 15 Euro

Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Diese Tatsache hat keinerlei Auswirkung auf den von mir hier veröffentlichten Text.