Lyle könnte es so schön haben. Der Mann im Rentenalter freut sich an seinem Enkelsohn Isaac. Seine Liebe zu seiner Frau Peg ist nie ganz im Alltag verraucht. Und auch ihre Adoptivtochter Shiloh war für sie ein echter Glücksfall. Dazu kommen ein paar wirklich gute Freunde. Was Lyle jedoch vor allem beschäftigt ist, dass Shiloh samt Sohn Isaac immer mehr in die Fänge einer Sekte gerät. Als das dramatische Konsequenzen nicht nur für die Familie, sondern vor allem für Isaac zu haben droht, steht Lyle vor einer sehr schweren Entscheidung.

Nickolas Butler orientiert sich hier an einer wahren Geschichte, die bestimmt nur eins von vielen Beispielen für diese schwierige Thematik ist. Wie geht man damit um, dass das eigene erwachsene Kind auf einen Weg gerät, den man für falsch und gefährlich hält? Wie weit darf man in das Familienleben anderer eingreifen, wenn es um das Leben eines Kindes geht?

Das Buch lässt vor meinem geistigen Auge die USA der Gegenwart entstehen, mit liebenswerten, aber auch schrulligen Charakteren. Vor allem Lyles Freunde sind alle besondere. Da ist der an Lungenkrebs erkrankte Autofan und der gelassene Prediger. Da ist der Apfelplantagenbesitzer mit seiner Frau, die alles für ihre Bäume tun. Jeder von ihnen hat etwas zum Buch beizutragen, das es durch die vielen Blickwinkel rund macht. Jeder beleuchtet Fragen nach Familie, Liebe und Glaube ein wenig anders. Einzig Shiloh bleibt etwas blass, was aber gewollt sein kann- ist sie doch Spielball eines Sektenpredigers.

„Ein wenig Glaube“ liest sich spannend, aber sicher nicht oberflächlich. Ich freue mich an den kurzen, sinnvoll strukturierten Kapiteln, die mich zum Weiterlesen motiviert haben. Das Buch hinterlässt bei mir viele Blickwinkel auf eine wirklich knifflige Thematik und die Figuren sind mir auch Wochen später noch nahe.

So bin ich wieder sehr froh über eine wunderbare Empfehlung aus dem Buchladen „Ein guter Tag“, Schwerin. Das Buch habe ich dort erworben. Was ich hier schreibe ist nur meine Meinung, ich bin keinerlei Verpflichtungen eingegangen.

Klett Cotta, 17 Euro