Ich glaube, dass sich jeder für die meiste Zeit seines Lebens für unsterblich hält. Die Vorstellung, dass das eigene Bewusstsein irgendwann nicht mehr da sein könnte und damit wirklich alles, alles für einen verschwunden, ist uns nur theoretisch vollkommen klar. Aber so richtig bewusst, so dass man es durch und durch verstanden und irgendwie im Gefühl hat und sich in diese Tatsache einfindet- in so einem Zustand sind wir selten. So immer in Gedanken an das eigene Ende lässt sich der Alltag wohl auch nicht gut bewältigen. 

Autor Martin Simons beschreibt in seinem autobiographischen Büchlein „Jetzt noch nicht aber irgendwann schon“ wie ihn eine Hirnblutung ganz plötzlich aus der alltäglichen vermeintlichen Unsterblichkeit gerissen hat. Wie wird es weitergehen? Wird eine zweite Hirnblutung auftreten? Ist die Ursache gar ein Tumor, der zum baldigen Tod führt? Wird er wieder so leben können wie früher? Simons schreibt von einem Weihnachten im Krankenhaus, von all dem Warten, der Ungewissheit. Aber auch von seiner Familie, seinen Eltern, seiner Frau und dem kleinen Kind. Diese Ungewissheit und existentielle Bedrohung könnte einen als Leser natürlich unglücklich machen. So ein Buch kann aber auch genau das Gegenteil bewirken: besondere Dankbarkeit für das eigene Leben, dafür, dass vermutlich noch viel zu erleben und genießen bleibt. Und so habe ich mit Spannung und viel zu lange in die Nacht hinein immer weiter gelesen. Auch wenn durch die Tatsache der Autobiographie natürlich klar ist, dass der Autor überleben wird. Zumindest jetzt.

Auch der Titel ist dafür wunderbar gewählt. Simons beschreibt so, dass ich das Gefühl hatte, er ist selbst für seine Endlichkeit erwacht- irgendwann wird es vorbei sein, aber jetzt eben noch nicht. Will man so eine Erfahrung unbedingt selbst machen? Vielleicht lieber nicht. Aber darüber lesen , dabei über das eigene Leben durch die Erfahrungen eines anderen nachdenken, das ist doch immer wieder ungeheuer lohnend und macht einen großen Teil dessen aus, was Bücher für mich bedeuten.