Es gibt da diese Bücher, die lese ich schnell und ein bisschen atemlos, ich kann nicht aufhören und denke mir trotzdem: Wärst Du nicht so spannend, ich hätte Dich längst zur Seite gelegt.
Bei „Cloris“ ging es mir so. Eine sehr nette und belesene Buchhändlerin in Schwerin hat mir das Buch empfohlen. Sie meinte, es sei nicht nur Abenteuergeschichte, sondern auch ein Nachsinnen über ein Leben. Ersteres hab ich gefunden, der Lebensrückblick ist mir etwas dünn geraten.
Doch worum geht es eigentlich: Cloris Waldrip, 72, fliegt in einer kleinen Maschine mit Pilot und Ehemann gen Ferienhütte weitab der US-amerikanischen Zivilisation. Das Flugzeug stürzt ab, Ehemann und Pilot sterben, Cloris bleibt allein zurück und macht sich auf den Weg zurück in die Zivilisation. Dass sie überlebt, ist von vornherein ziemlich klar, ist ihre Geschichte doch aus der Ich-Perspektive erzählt.
Auf der anderen Seite sozusagen, in einem zweiten Erzählstrang, ist da eine Rangerin, die fest daran glaubt, dass Cloris noch am Leben ist, auch wenn es eher unwahrscheinlich scheint. Sie lässt als Leiterin des Suchtrupps nicht locker. Die Suche gestaltet sich jedoch nicht so einfach, weil es von Cloris keine Spur gibt.
Rangerin Debra Lewis ist depressiv und trinkt Rotwein aus der Thermosflasche, wie der Autor immer und immer wieder beschreibt. Bei solchen Details bin ich immer wieder aus dem Lesefluss gefallen und habe mir gedacht: Ja, das hab ich jetzt verstanden.
Cloris zeigt sich letztlich erstaunlich stark und hartnäckig, das Glück stellt ihr zudem Hilfe an die Seite. Mit Cloris sehe ich eine Figur, die nicht allzu interessant ist und ihre Blässe für mich auch nicht verliert. Vielleicht ist die Art ungewolltes Abenteuer nicht unbedingt für große Reflektionen gemacht. Aber ein bisschen mehr Figurenentwicklung hätte mich gefreut.
Wer also auf der Suche nach einem spannenden Buch ist, ist hier sehr richtig. In der vielbeschworenen Tiefe habe ich allerdings nicht allzuviel entdecken können.
C.H.Beck , 24 Euro
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