„Alles gut“. Ein Titel, der Programm ist, bei diesem wunderschönen Buch mit Interviews mit 90-jährigen. Schon im Buchladen habe ich mich in diesem dicken Band mit den vielen tollen Schwarz-Weiß-Porträts festgelesen. Da war gleich eine große Freude über so viel reich gelebte Leben und darüber, dass die Menschen hier eine sehr schöne Möglichkeit geboten bekamen, davon zu erzählen.

Wie ist das, wenn man nicht nur ein fröhlicher Sechzig- oder vielleicht Siebzigjähriger ist, sondern schon die 90 erreicht hat? Wie sieht da der Blick aufs Leben aus? Sind es nur Rückblicke oder genießen die Interviewten gerade die Gegenwart?

Natürlich fallen die Antworten auf diese Fragen so unterschiedlich aus wie die Leute, die hier interviewt werden. Gemeinsam ist vielen aber, dass sie gern auf ihr langes Leben zurückblicken. Dass sie die Tage genießen, so wie sie eben sind und meist mit großer Gelassenheit auf das blicken, was noch kommen mag. Und da ist auch viel Humor und Schwung, Selbstironie und Freude. Die Fragen Astrid Koflers sind interessiert und verstehend, die Leute reagieren mit Offenheit und oft mit einem Augenzwinkern. Die Genauigkeit im Hinschauen ist der Interviewerin mit vielen der 90-jährigen gemein.

Hier kommt eine Generation zu Wort, die viele Höhen und Tiefen erlebt hat, von Armut und Krieg zum Aufschwung im Großen, aber auch Geburten und Toden im Privaten.

Ich kann mich aufs Sofa mit einer Decke verziehen und abtauchen in diesem Buch, das zum Schmökern, immer wieder neu Entdecken und Innehalten einlädt und vor allem eines lehrt: Geduld und Gelassenheit. Jede der Lebensgeschichten verdient ein eigenes Vertiefen und lässt mich nachdenklich und bereichert zurück. Ich könnte mir für die jetzige Zeit kaum etwas Idealeres denken!

Raetia, 35 Euro