Wegen eines „Umschnacklers“, also eines Bänderanrisses im linken Sprunggelenk, den ich mir durch eine zu stürmische Verabschiedung gleich am Abfahrtsbahnhof zugezogen habe, wurde das nun nix mit dem Bergwaldprojekt im Hunsrück.

Dafür sitze ich nun daheim, lege meinen Fuß hoch und kühl und kann wunderbar für meinen Blog texten.

Der Flieger fliegt doch auch ohne Dich!

Eine Frage, mit der ich immer wieder konfrontiert werde ist die, dass es für die CO2-Bilanz doch nun keinen nennenswerten Unterschied macht, ob man fliegt oder nicht. Schließlich fliege das Flugzeug doch sowieso. Und mein bisschen Gewicht samt Gepäck ist doch nicht entscheidend.

Fliegen unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nachfrage, wie fast alles in unserer Gesellschaft. Wollen viele Menschen fliegen, so fliegen auch viele Flugzeuge. In ein Flugzeug fasst eine bestimmte Personenzahl, sagen wir einfach mal 100 Menschen. Wenn tatsächlich 100 Menschen den Flug gebucht haben, so wird das Flugzeug genau voll. Wenn nur 99 oder wenig mitfliegen, wird es trotzdem fliegen und damit hätte man mit obiger Behauptung Recht, dass der Schaden, der durch mich entsteht vernachlässigbar ist. Melden sich aber 101 Menschen zum Flug, so kommt die Fluggesellschaft in eine gewisse Bedrängnis: Soll sie eine weitere Maschine fliegen lassen? Eine größere? Soll sie in Zukunft mehr Flüge anbieten? Die meisten dieser Vorschläge werden umgesetzt werden. Und da Fluggesellschaften zufriedene Kunden wollen, wird es auch auf Dauer mehr Flugzeuge geben. So kann es sein, dass ich als Einzelperson einen Riesenunterschied mache, weil genau ich es war, für die ein weiteres Flugzeug eingesetzt wurde.

Ein weiteres, psychologisches Argument: Wenn viele Menschen einen kleinen Beitrag liefern, ändert sich was. Auch wenn diese kleinen Beiträge für sich nicht ins Gewicht zu fallen scheinen, so summieren sich Dinge auf. Wenn viele Leute sagen: Ich fliege nicht mehr! Dann ändert sich was. Es müssen weniger Flugzeuge fliegen. Zudem vertreten sie eine Position und machen nicht einfach mit, weil es ja alle tun. Das braucht aber Mut. Unter anderem den mit Zweifeln klar zu kommen, die z.B. besagen: Was soll ich denn mit meiner unbeholfenen Stimme und meinem Winzbeitrag?!

An der eigenen Nase gepackt

Nun bin ich selbst in meinem Leben schon weit geflogen und mir ist klar, dass man mir das auch vorwerfen kann. Moralisch korrekt war das sicher nicht und am besten wäre wohl, man würde das Fliegen bleiben lassen. Eine weitere Option ist die, z.B. über Atmosfair , Myclimate oder The Compensators  den eigenen Flug zu kompensieren. Ich mag jetzt nicht für eine spezielle Seite Werbung machen, sondern allgemein das Prinzip erwähnen. Wenn ich CO2-Emissionen produziere, so sorgen solche Unternehmen an anderer Stelle dafür, dass Emissionen eingespart werden. Solche Projekte können unter anderem sein, dass Leute in Lesotho in ihren Häusern rauchfreie Öfen bekommen und so CO2 einsparen. Oder es werden Wälder gepflanzt, die CO2 aufnehmen. Was ich ausgebe, wird an anderer Stelle eingespart und somit reduziert sich meine CO2-Bilanz auf null.

Moralisch ideal, aber nicht einforderbar wäre freilich, dass ich für solche Aktionen wie die von Atmosfair Geld ausgebe, ohne selbst erst Emissionen durch meinen Flug oder andere Dinge produziert zu haben. Das ist aber eher eine Forderung derart, dass ich mein ganzes Geld für wohltätige Zwecke und auf keinen Fall für mein eigenes Vergnügen ausgeben sollte. Da kommen wir schon wieder in eine ganz andere Frage, nämlich die, wieviel man von einem Menschen an Opfer verlangen kann. Mir ging es aber doch recht konkret um das Fliegen.

Für mich habe ich entschieden, dass ich manchmal wirklich dringend irgendwo hin will, fremde Länder, Kulturen und Menschen erleben will. Das gönne ich mir ab und an. Ich zahle dafür Kompensation und ich vermeide Kurzstreckenflüge, die in ihrer Klimabilanz sehr schlecht dastehen und aus meiner Sicht besonders unnötig sind, kann man doch häufig mit dem Zug komfortabler reisen.