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Andrea Potzlers Vor-Allem-Bücher-Seite

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„Calligraphy yourself. Dein Leben! Deine Kalligrafie“ von Sigrid Artmann

Sigrid Artmanns Buch ist natürlich anders als viele in der Flut der Kalligrafiebücher. Sie hat kaum Alphabete, die man brav nachschreiben oder vielmehr -malen sollte, sondern vielmehr Anregungen, was man alles mit Wörtern, Farben und Buchstaben anfangen kann. So kommt man in eine Art fröhliches Spielen beim Bemalen der Straße oder dem Umgestalten eines alten Tischs. Das hat mich angeregt und mir Freude gemacht, die „einfach machen“ Stimmung kommt gut rüber. Für mich ist es ein wunderbares Buch zum Ausleihen, von dem ich mich gerne habe inspirieren lassen. Als dauerhafter Bewohner eines eigenen Bücherregals hat es mir dann aber doch zu wenig praktische Anleitung.

TOPP, 22 Euro

„Wir sehen uns dort oben“ von Pierre Lemaitre (Text) und Christian de Metter (Illustration)

Diese Graphic Novel ist alles andere als ein Leichtgewicht. Es handelt sich um die Adaption eines Romans von Pierre Lemaitre mit dem gleichnamigen Titel.

Es sind die letzten Tagen des ersten Weltkriegs, wo natürlich die französischen Soldaten (genauso wie jeder andere es auch getan hätte) vor allem an die Heimkehr denken. Leider ist es auch eine Zeit, in der man sich als Leutnant noch einen Heldenstatus verdienen könnte. Und so kommt es, dass die Hauptfiguren der Graphic Novel Edouard und Albert verwundet werden und letztlich im Lazarett landen. Edouard hat sein Unterkiefer verloren und kann nicht mehr sprechen. So behilft er sich mit Theatermasken. Albert kommt einigermaßen heil davon.

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„Szenen einer drohenden Heirat. Ein voreheliches Memoir“ von Adrian Tomine

Hochzeiten vorbereiten ist ein bisschen wie Weihnachten vorbereiten, nur noch um eine gute Ecke schwieriger. Natürlich, der Tag soll schön werden. Am besten schön für alle, für die Verwandtschaft und die Freunde, für einen selbst. Für den einen Tag braucht es oft Monate an Planung, Überlegung, Basteln und vor allem Telefonate mit engen Freunden, wo man sich von Geldsorgen zu kleineren Streitereien vieles von der Seele redet. Im Grunde weiß jeder, der mal auf einer war, dass Hochzeiten kein Leichtes sind- nicht vorher und häufig nicht mal währenddessen.

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„Ginpuin – Auf der Suche nach dem großen Glück“ von Barbara van den Speulhof (Text) und Henrike Wilson (Illustration)

Der Ginpuin unterscheidet sich äußerlich in nichts von den anderen Pinguinen. Aber bei ihm wird aus einem „Fisch“ schon mal ein „Schiff“ und „Stummigiefel“ kommen statt „Gummistiefel“ raus. So fühlt sich der Ginpuin nicht recht wohl daheim und beschließt „Ich rache eine Meise“, um am Ende doch wieder zu seinen Freunden heimzukehren, die ihn dann doch sehr vermisst haben. So erfährt er die Freude, Freunde in der Ferne zu finden und auch die, daheim letztlich sehr geschätzt zu werden. Nicht nur trotz, sondern wegen seiner besonderen Aussprache, die dann zum Trend unter den Pinguinen wird.

Das Bilderbuch wurde von meinem fünfjährigen Patenkind begeistert und lachend aufgenommen- alle Wortverdreher konnte sie sofort richtigstellen. Es wurde mir aber zugetragen, dass der Opa sich mit dem Vorlesen nicht so ganz leicht getan hat. Die großformatigen Bilder in Acryl? Gouache? haben uns Kindern (groß und klein) sehr gefallen. Auch wer keine eigenen Kinder hat und das Buch mal in die Hände kriegt: Lesen! Es macht froh!

Offizielle Altersempfehlung: ab vier.

Verlag: Coppenrath

14 Euro

„Wie ein leeres Blatt“ von Boulet und Pénélope Bagieu

Eloise sitzt auf einer Parkbank und weiß nichts mehr: Nicht, wie sie heißt ist, woher sie kommt, wer ihre Freunde oder Familie sind, wo sie arbeitet oder wohnt. Was mit ihr passiert ist, dass es dazu kommen konnte, ist ebenfalls unklar. Eine Tasche mit ihrem Ausweis führen sie zu ihrer Pariser Wohnung und Katze und wie ein Detektiv erforscht sie die Zusammenhänge, die sie dort findet. Zudem führt sie ihre Fantasie zu allerlei Ideen, was ihr Leben sein hätte können.

Besonders interessant wird die Beschäftigung mit der Person, die Eloise häufig nicht als „ich“, sondern als „sie“ beschreibt für mich, wenn sie sich wundert: „Wirklich, das sind meine Freunde? Diese süßen Düfte mag ich? Dieser Typ hat mich fasziniert?“ Und daraus entsteht natürlich auch die Frage: „Wer will ich jetzt sein und welches Leben passt zu mir?“

Ich habe das Buch gespannt und schnell durchgelesen, einerseits um zu erfahren, wie es überhaupt zu diesem Gedächtnisverlust kam, aber andrerseits doch viel mehr um herauszufinden, wie sich Eloise in ihr Leben als „leeres Blatt“ einfindet. Mich hat es zum Denken gebracht darüber, dass man immer wieder fragen kann, was zum eigenen Leben gehört und wo man auch ganz ohne Gedächtnisverlust in eine andere Richtung gehen kann.

Die Zeichnungen sind eingängig, munter-bunt, das Buch hat eine große Leichtigkeit mit einigem Humor. Eloise findet sich ein in das, was ist. Allzu viele Worte macht es nicht und braucht es auch nicht.

„Wie ein leeres Blatt“ wurde 2014 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

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