Diese Graphic Novel ist alles andere als ein Leichtgewicht. Es handelt sich um die Adaption eines Romans von Pierre Lemaitre mit dem gleichnamigen Titel.

Es sind die letzten Tagen des ersten Weltkriegs, wo natürlich die französischen Soldaten (genauso wie jeder andere es auch getan hätte) vor allem an die Heimkehr denken. Leider ist es auch eine Zeit, in der man sich als Leutnant noch einen Heldenstatus verdienen könnte. Und so kommt es, dass die Hauptfiguren der Graphic Novel Edouard und Albert verwundet werden und letztlich im Lazarett landen. Edouard hat sein Unterkiefer verloren und kann nicht mehr sprechen. So behilft er sich mit Theatermasken. Albert kommt einigermaßen heil davon.

Albert bleibt Edouard während der Genesung und danach fest verbunden. Geld für die Kriegshelden ist im Land keines da und so kommt Edouard, der zuvor Zeichner war, auf eine Betrugsidee: Er zeichnet Kriegsdenkmäler, die zu dieser Zeit hoch im Kurs sind und bietet an, sie gegen Vorschuss weit günstiger zu verkaufen als die Konkurrenz. Allein- die Denkmäler werden nie wirklich produziert oder ausgeliefert, Edouard behält das Geld und teilt es mit Albert. Mit letztlich fatalen Konsequenzen.

Die Graphic Novel ist komplex und lässt sich wegen des Themas als auch wegen vieler Szenenwechsel und Figuren nicht ganz so leicht lesen. Trotzdem ist das Buch sehr stimmungsvoll und mitreißend mit aufwändigen Aquarellen und Tintenzeichnungen. Viel Erzählung wird den Bildern überlassen, der Text tritt in die zweite Reihe. Das Elend, aber auch die ungleiche Verteilung des Geldes der Zeit kommt sehr gut zur Geltung.

Wer sich davon überzeugen will, wie gut auch ernste Stoffe in Graphic Novels umgesetzt werden können, trifft mit „Wir sehen uns dort oben“ eine gute Wahl. Wie häufig bei guten Graphic Novels begleiten mich die Geschichten und Bilder sehr eindrücklich auch über längere Zeit.

Splitter, 29,80 Euro